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Pilgramsberg  

Patrozinium: St. Ursula (Festtag am 21. Oktober)

Gemeinde:     94372 Rattiszell

Bundesland:  Bayern

Pfarrei:           Rattiszell   

Dekanat:         Bogenberg - Pondorf

Bistum:          Regensburg

 

 

Orts- und Kirchengeschichte

Die Ortschaft Pilgramsberg (535,6 m) liegt am Fuße des gleichnamigen Berges (619,2 m) im Vorderen Bayerischen Wald. 

1150 wird das Dorf erstmals urkundlich unter dem Namen "Pilgrimerperch" erwähnt.

Der Pilgramsberger  Bergmarkt hat schon eine lange und bekannte Tradition. 

Der Ortsname Pilgramsberg kommt innerhalb Deutschlands nur zweimal vor. Über die Entstehung des Ortsnamens gibt es verschiedene Aussagen, die im Heimatbuch der ehemaligen Gemeinde Haunkenzell ausführlich erläutert sind.

Viele Heimatkundler sind der Meinung, dass die Ortschaft Pilgramsberg eine Gründung des Pilgrim von Wiesenfelden sei.

Im Jahre 1150 schenkte Adelheid, die Gattin des Grafen Friedrich III. von Bogen, dem Kloster  Sankt Castulus in Moosburg Wiesen in Potenau bei Tegernbach. Bei dieser Schenkung war der Ministeriale Piligrin de Wisintfeld (Wiesenfelden) als Zeuge zugegen. Auf Bitten der Schenkerin gab das Kollegiatstift hierauf diesem Piligrin de Wisintfeld ein Gut, „Pilgrimerperch“ genannt. Dies ist aber keineswegs sicher, denn dem widerspricht die Tatsache, dass ja der Hof, den Pilgrim von Wiesenfelden geschenkt bekam, schon bestand: ein Gut, genannt Pilgrimerperch. In der Regel sind unsere Orte ja älter als das Datum ihrer erstmaligen Nennung. Dies besagt in unserem Falle lediglich , dass der Name Pilgramsberg 1150 erstmals aufgeschrieben wurde. Der Ort selbst kann also viel älter sein. Auch die mundartliche Aussprache, auf die heute bei der Orts- und Flurnamenforschung allergrößter Wert gelegt wird, ist nur entfernt dem heutigen Namen ähnlich. Sie lautet „puimosberg“ (Puimasbea) und erinnert mehr an den Kobold „Bilwiß“ aus der heidnischen Sagenwelt als an Pilgrim.

Pilgramsberg gehörte ursprünglich zur Pfarrei Kirchroth. Wegen der weiten Entfernung zu ihrem Pfarrort bemühten sich die Pilgramsberger um die Umpfarrung nach Rattiszell, was schließlich nach längeren Verhandlungen, die schon 1744 begonnen hatten, im Jahre 1768 durchgesetzt werden konnte. Am 21. April 1768 wurde die Umpfarrung auch oberhirtlich vollzogen. Pilgramsberg war nun Filiale von Rattiszell.

Im Jahre 1830 musste der Rattiszeller Pfarrer Menauer auf Anweisung der Behörde einen Bericht über historische Stätten innerhalb seiner Pfarrei an das Landgericht Mitterfels abfassen. Er schreibt darin, auf dem Pilgramsberg habe dereinst eine Burg oder auch ein Ursulinenkloster gestanden. Das Kloster sei im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden. Von einer einstigen Burg sind keine Anzeichen zu finden. Da aber das erste Ursulinenkloster erst 1639 in Köln gegründet wurde, scheint die Ahnnahme von einem Ursulinenkloster vielmehr noch eine dunkle Erinnerung an die erste, gotische Kirche zu sein. Diese Kirche hatte schon zu sehr früher Zeit die hl. Ursula zur Schutzpatronin.

Die Wallfahrtskirche, wie sie sich uns heute darstellt, ist ein kleiner schlichter Barockbau, der um 1680 errichtet wurde und mit seinem Ostteil auf spätgotischen Grundmauern steht.

Im Jahre 1905 wurde die zu klein gewordene Barockkirche erweitert. Die Altäre entstanden erst um 1910 unter Verwendung von spätgotischen und barocken Teilen.

Auf dem nördlichen Seitenaltar finden wir eine ca. 90 cm hohe spätgotische Holzgruppe St. Anna Selbdritt, die aus der Zeit um 1500 stammen dürfte.

In der Mittelnische des südlichen Seitenaltars ist eine Relieffigur des hl. Wendelin beachtenswert. Der Heilige kniet vor dem in Wolken erscheinenden Jesuskind. Es entstand um 1680, wurde aber überarbeitet und neu gefasst.

Seitlich vom Hochaltar auf Konsolen stehen die guten spätgotischen Holzfiguren St. Joachim und Anna, die letztere durchaus im Typus einer Verkündigungsmaria. Die ursprünglichen Benennungen der Figuren waren wohl St. Josef und Maria. Sie entstanden um 1500 und haben eine Höhe von je ca. 75 cm. Die Fassung ist neu.

An der Nordwand des Querarmes hängt ein Kruzifix, dessen Korpus ca. 1 m groß ist. Es handelt sich um eine Arbeit aus dem Frührokoko.

Die Kirche bewahrt viele Votivtafeln, darunter Hinterglasbilder und Wachsvotive auf. Leider aber wurden in den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts viele von ihnen gestohlen, weswegen sich die Kirchenverwaltung genötigt sah, tagsüber den Kirchenraum durch ein Eisengitter abzusperren.

1913 schuf Josef Schmalzl aus Falkenstein das Deckengemälde. Die bunten Glasfenster fertigte die Firma Georg Schneider in Regensburg. Ein Fenster mit dem Bild des hl. Mathäus auf der Evangelienseite stiftete Familie Diepold von Parsberg. Der aus Parsberg gebürtige Rattiszeller Pfarrherr der damaligen Zeit, Jakob Diepold, stiftete zwei Fenster auf der Evangelienseite, eines mit dem Bild der Heiligen Familie und eines mit dem hl. Jakobus. Das Fenster mit dem Bild des hl. Evangelisten Johannes auf der Epistelseite schenkte Maria Braun, die Haushälterin des Pfarrers Diepold. In jedem Fenster sind die Jahreszahl und der Name des Stifters vermerkt.

In den „Kunstdenkmälern von Bayern“ ist weiter über den Bau zu lesen:

Der nicht eingezogene Chor hat ein Joch und Schluss aus drei Seiten des Achtecks. Halbkuppel mit Stichen. Chorbogen einspringend, korbbogig, auf der Westseite gefast  (gefast = abgekantet). Langhaus zu vier Fensterachsen. Einfache Westempore. Nördlich ausspringend der moderne Querarm, zwei Fensterachsen breit. Flachdecke. Die Fenster schließen im Rundbogen. Das Fenster am Chorhaupt ist rund. Nordportal mit geradem Sturz im Querarm. Stichbogiges Südportal in der westlichen Langhausachse.

Der zweigeschossige Turm erhebt sich vor dem Südportal. Er ist  bis zum Dachsims quadratisch. Das Obergeschoss ist achtseitig. Vor den Diagonalseiten niedrige Dreikante. Schallöffnungen korbbogig. Achtseitiger, geschindelter Spitzhelm. Im Erdgeschoss die kreuzgewölbte Portalvorhalle. Deren Eingang ist korbbogig. Darüber eine leere Nische. Sakristei südlich am Chor, zweigeschossig, mit Flachdecken. Im Obergeschoss Oratorium mit stichbogiger Öffnung. Das Äußere der Kirche ist ungegliedert, verputzt.

 

Diese Beschreibung stimmt allerdings heute nicht mehr ganz. Im Jahre 1969 wurde bei der damaligen Außenrenovierung das Schindeldach durch ein wetterbeständigeres Kupferdach ersetzt.

 

Das Benefiziatenhaus in Pilgramsberg wurde im Jahre 1853 durch die Gemeinden Pilgramsberg und Eggerszell erbaut. Seit der Zusammenlegung der Gemeinden Pilgramsberg und Eggerszell mit Haunkenzell im Jahre 1946 war Haunkenzell Baulastträgerin dieses Hauses und nach der Gebietsreform 1978 mit Rattiszell ist das die jetzige Gemeinde Rattiszell.

Am 8. November 1921 wäre das Haus beinahe abgebrannt. Durch einen heftigen Sturm, dem das auf dem Berge stehende Gebäude besonders ausgesetzt ist, brach infolge eines Fehlers beim Kaminbau auf dem Dachboden ein Brand aus, der es – durch den Sturm begünstigt -bestimmt zerstört hätte. Durch das beherzte Eingreifen des Mesners Xaver Besinger konnte jedoch noch rechtzeitig ein größeres Unglück verhindert werden.

Lange Zeit hindurch gehörte das an die Kirchhofmauer angebaute Mesnerhäuschen mit zum Wahrzeichen des Pilgramsberges. Es muß ein uraltes Gebäude gewesen sein. Schon im Jahre 1767 war es so reparaturbedürftig, dass man anlässlich einer geplanten Renovierung der Kirche beim Kurfürsten auch gleich einen Kostenvoranschlag für die dringend notwendige Erneuerung dieses Gebäudes einreichte. In diesem Schriftstück wird das Mesnerhaus bezeichnet als „Schulmaißter- oder Mößner Haus auf dem PilmersPerg“. Ob nun tatsächlich in diesem kleinen Häuschen einmal Schule gehalten wurde oder ob die Bezeichnung „Schulmaißter oder Mößner Haus“ eine allgemein übliche war, geht aus den vorliegenden Dokumenten nicht hervor. Es hätte aber durchaus sein können, dass hier einige Kinder der Umgebung in den Grundbegriffen des einstigen Schulwissens unterwiesen wurden. Der letzte Mesner Xaver Besinger und sein Frau Kreszenz, zogen 1919 ins Mesnerhaus ein. Sie konnten 1969 das goldene Ehe- und das 50-jährige Mesnerjubiläum begehen.

 Dieses alte Mesnerhaus wurde 1970 abgebrochen, wodurch die Kirche selbst jetzt besser zur Geltung kommt.